Es gibt Kriege, die werden geführt, weil es Sinn macht. Es gibt Kriege, die werden geführt, deren Sinn wir nicht verstehen. Es gibt sogar Kriege, nach denen es sogar mehr Menschen als vorher gibt ("Kinder kriegen"... ja... ein schlechter alter Wortwitz^^).
Andererseits gibts aber auch Kriege... die einerseits man schlecht charakterisieren kann und die man andererseits auch nicht so schlecht historisch einordnen kann. Und deren Sinn und Zweck manche auch nicht direkt erkennen. Die Format-Kriege...
Diese Woche ist der relativ kurze (2 Jahre) Streit zwischen Blu-ray und HD-DVD-Laufwerken brutal für Toshiba's HD-DVD-Konzept geendet, als sie offiziell die Niederlage eingesehen haben und die Produktion weiterer Laufwerke eingestellt haben. Wow... Ich sehe Berge von ungenutzten und unverkauften HD-DVD-Boxen sich am Horizont erheben. Tja... da hatte doch Sony und Konsorten doch schon aufs richtige Pferd gesetzt. Hm. Blu-ray war doch Hauptbestandteil für die PS3... Hmmmm... ob es damit vielleicht zu tun hat... Das werden wohl nur die Historiker herausfinden. Und diese werden diesen Format-Streit schnell zu den anderen belegten Fällen in der Menschheitsgeschichte legen. Zeit also, mal einen kleinen historischen Rückblick zu wagen...
Ende der 90er Jahre gab es schon mal einen solchen Krieg... hm... ich rede allerdings vom 19. Jahrhundert. Dort gab es einen Stromkrieg zwischen Wechselspannung und Gleichspannung. Nach langen Kämpfen zwischen Thomas Alva Edison und George Westinghouse hatte schließlich Westinghouse's Wechselspannung gewonnen. Doch erst im letzten Jahr wurden die letzten auf Gleichspannung basierten Stromverteiler abgeschaltet...
Anfang der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts erfolgte ein weiterer Krieg, mit deren eindeutigem Gewinner ich heute diesen Text schreibe. Den Krieg zwischen QWERTY- und Dvorak-Tastaturen. Der große Unterschied zwischen QWERTY und Dvorak liegt an der unterschiedlichen Tastenreihenfolge, die vorsah, dass zB Buchstaben, die seltener genutzt werden, auf der unteren Reihe verbaut werden sollten, um so das Tippen zu verbessern und mögliche Krankheiten der Hand zu verhindern. Der große Nachteil, den die Dvorak-Tastatur lag aber daran, dass einige Studien keine nennenswerte Verbesserungen gezeigt haben, und deren Auftraggeber... sagen wir mal so... leicht parteiisch waren. Gut, es war der Erfinder selbst, der die Studie in Auftrag gegeben hat... Genützt hat es wenig, und so wurde dieses Keyboard-Format schnell den Abort der Geschichte heruntergespült.
In den 40er Jahren kam es zum wohl einflussreichsten Krieg der Menschheitsgeschichte. Ja und der zweite Weltkrieg offensichtlich noch. Die Rede ist... NATÜRLICH... von dem Krieg zwischen 12inch- und 7inch-Schallplatten. Die Jüngeren unter euch fragen sich jetzt... Was sind Schallplatten. Die etwas minimal älteren werden sich noch an diese schwarzen Scheiben in unterschiedlichen Größen erinnern. Und sogar noch einige davon besitzen. Und beide Formate existierten in einer harmonischen Koexistenz. Das war anfangs noch nicht so... Columbia Records brachte eine Longplay-Variante mit 33.5 rpm auf den Markt, die 12''. RCA Victor's derweil brachte die Extended Play Variante mit 45 rpm unter die freudigen Kunden. Wie man bestimmt schon erraten kann, ist dieser Krieg relativ unblutig zu Ende gegangen, wurden die 7inches im Verlauf der kommenden Jahren als Vertriebsmittel für Singles und die längeren 12inches für längere Alben verwendet. Alle sind glücklich und leben noch heute zufrieden unter einer feinen Schallplattennadel von leidenschaftlichen Musik-freunden und DJs.
Lange bevor es Festplattenrekorder, oder DVD-Brenner gab, hat es schon eine Zeit gegeben, wo die Film- und Musikindustrie stark gegen die Hersteller von einzelnen Technologien gekämpft haben. Sind es heute MP3 oder BitTorrent, so war das in den 70er Jahren Videorekorder. Doch auch hier hat es einen brutalen Krieg gegeben, an den sich die älteren Semester noch erinnern werden. VHS gegen Betamax gegen Video 2000 gegen Laserdisks. Laserdisks waren in etwa die DVDs der 70er Jahre. Nur massiv größer. Und der große Nachteil war, dass man diese nur lesen und nicht beschreiben konnte. Das konnten die anderen analogen Konkurrenten dafür aber allemal, da war also ein Wettbewerber schon mal rausgeflogen. Zuerst einmal war auch dieser Kampf ein Kampf zwischen 3 großen Firmen. Betamax von Sony, VHS von JVC und Video 2000 von Philipps. In den USA waren vor allem Betamax und VHS konkurrierend. Hier allerdings war der Gewinner recht eindeutig. Die meisten Betamax-Kassetten, die verkauft wurden, hatten nur eine Spiellänge von einer Stunde, die Kassetten von JVC allerdings konnten 2 Stunden lang bespielt werden. Nun gibt es in den USA ja einen gewissen Sport, den die Europäer nicht verstehen, nämlich American Football. Deren durchschnittliche Spieldauer geht in etwa 4 Stunden. Nach langen Verhandlungen mit einigen Herstellern von Videorekordern wurde die Spiellänge von 2 auf 4 Stunden verdoppelt, dank der Verwendung von Longplay-Modi (LP). Trotz schlechterer Bildqualität setzte sich die 4 Stunden-Aufnahme von VHS durch. Video 2000 kam in diesen Krieg relativ spät hinzu, und die Rekorder krankten zudem noch etwas herum, und nach nur wenigen Jahren auf dem Markt wurde das Projekt schnell wieder eingestampft. Letztendlich thriumphierte die VHS. Bis gegen Ende der 90er die DVD als digitaler Ersatz immer stärker wurde... die selbst auch einen Gegner hatte... die DIVX (nicht zu verwechseln mit dem DivX-Format, dass wir ja auch woher kennen. Die DIVX galt als eine Art Einweg-DVD, die mit Aufkommen der ersten Filesharing-Börsen ein erster Versuch der Filmindustrien waren, Herr zu werden gegen die große Flut an Raubkopierern. Was aber nich so recht gelang, da dafür kaum Abspielgeräte verwendet werden konnte, die sowohl DVDs als auch DIVX abspielen konnten. Und dann gabs noch eine andere Sicht. Die Pay-per-view-Aspekte, die die Filmindustrie so an dem Format liebte, waren mehr oder weniger der Todesstoß, da die Kunden eher zur DVD griffen, als zur 1mal-DIVX...
Und damit endet unser kleiner Streifzug durch die technische Geschichte, die eins zeigt... Viele Unternehmen kümmern sich nen feuchten Kehricht, um das was die Kunden eigentlich wollen. Und das zu allen Zeiten...
Mittwoch, 20. Februar 2008
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