Die größte Special Effects Firma der Welt, die RAG hats mal wieder geschafft, und ihre hydraulischen Pumpen sprechen lassen und laut Freiburg eine satte 2.5 auf der Richterskala hingelegt. Heute morgen um knapp 2 Uhr nachts. Ist zwar nichts im Vergleich zu den 4.0 vom Februar, aber immer noch ein bisserl rumgeschüttelt. Interessanterweise kann man bei solchen Phänomenen immer ein seltsames Verhalten bei einer bestimmten Lebensgattung erkennen, dem des geneigten Bergbaugegners.
Nun, der geneigte Bergbaugegner (oder wie er sich selbst nennt Bergbaubetroffener) zeichnet sich durch eine strikte Anti-Politik und starker Polarisierung aus. Trifft ein Bergbaubetroffener auf eine Person mit anderer personeller Einstellung, werden sofort die Scheuklappen ausgefahren und die Ohren auf Durchzug geschaltet. Jegliche Form wissenschaftlicher Logik wird verworfen und ignoriert und stattdessen eine sich aus zurechtgegoogelten Aussagen sowie Hörensagen eine eigene Meinung zusammengekleistert, die auch die einzig wahre ist. Nun, das kann ich auch.
Das perfide an der Sache ist dann aber, dass diese Sache nicht nur auf die RAG und beteiligte Partner gezielt wird, sondern generell auf alles, das auch nur den Anschein erheben möchte, dass man für den Bergbau sein könnte, und wenn auch nur in einem Paralleluniversum (siehe die Fernseh-Dokumentations-Serie Sliders für mehr Informationen zu dem Thema, läuft immer samstags mittags auf Kabel 1).
Nicht nur auf die Politik wird dann geschimpft, wenn der hiesige Ministerpräsident nicht sofort ca. 3000 Bergleute von heute auf morgen auf Hartz IV-Niveau feuern will. Nein auch auf wissenschaftliche Instutionen, wenn deren hochempfindliche Fühler nicht das erwartete Bauchgefühl bestätigen. Ein Blick auf das Forum der IGAB zeigt nicht nur eine gewisse Haltung gegen einzelne Parteien, sondern auch gegen das Referat Landeserdbebendienst Freiburg, oder wie es eine Userin heute genannt hat
Lügendetektor Freiburg.
Gut, es gibt sogar komplette Diskussionsbeiträge zu den absurden Ideen, Freiburg könnte gekauft worden sein, und man bevorzuge doch eher die richtigeren Werte von dem Erdbebenmelder EMSC, dem European Mediterranean Seismological Centre. Zum Beispiel: EMSC liefert einen Wert von ca. 3.0 auf der Richterskala, bei Freiburg "nur" auf 2.5. Wie kommt denn dieser Wert zustande?
Das EMSC ist eigentlich keine Erdbebenwarte an sich, es ist ein verteiltes Netzwerksystem, das zur Zeit aus 59 "Network Contributors", d.h. Netzwerkanbietern besteht, die in dieses System Informationen einspeist. Interessanterweise gehört zu diesen 59 Anbietern auch ein sogenanntes "Landsamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau" (siehe auf der Seite). Moment mal... das hat doch eine 2.5 angezeigt... und wieso kommt das bei der EMSC als 3.0 an ? Das ist doch ein Riesenunterschied...
Nun, physikalisch gesehen ist die bei einem Erdbeben auftretende Erderschütterung sich ausbreitend in alle Richtungen. Das heißt sie beginnt mit einer gleichen Geschwindigkeit und wird mit fortschreitender Entfernung zum Epizentrum immer schwächer, teils auch bedingt durch unterschiedliche Bodenformen. Das heißt, wenn eine solche Erschütterungswelle von einer Erdbebenwarte aufgespürt wird, dann ist diese Welle gedämpft durch die verschiedenen Gesteinsformen, sowie natürlich die Entfernung. Dass die Richtung durchaus von Bedeutung ist, kann man sich bei den Bergbauerschütterungen schnell klar machen. Die Erschütterungen werden nämlich am stärksten gespürt in Gegenden, unter denen der Bergbau schon den Boden stark ausgehöhlt hat, also im Bereich Dillingen, Lebach, Saarlouis, Völklingen und den Warndt. In die entgegengesetzte Richtung allerdings, das heißt Richtung Neunkirchen oder Saarbrücken allerdings spürt man kaum mehr Erschütterungen.
Gut, so viel dazu. Nun kommt also in Freiburg eine stark abgeschwächte Welle an. Da man aber hier nur mehr oder weniger ein Echo hört von dem ursprünglichen Schrei, muss man erst mal herausfinden, wo das genau hergekommen wird. Man muss also nun zurückverfolgen, woher diese Welle gekommen ist. Das heißt, man muss erst einmal abschätzen, woher genau die Welle gekommen ist. Ausgehend von dieser Information versucht man dann die ursprüngliche Stärke des Bebens herauszuextrapolieren. Gut. Angenommen ein Institut mit der Entfernung X zum Epizentrum hat eine Stärke von x entdeckt, ein zweites Institut mit der Entfernung Y (wobei X näher am Epizentrum liegt als Y, bsp.: X ist Freiburg und Y ist ein Institut in Tel Aviv). Nun bekommt das Institut also verschiedene Ergebnisse von den verschiedenen Instituten. Dadurch, dass diese allerdings an vollkommen verschiedenen Orten zueinander stehen, wird die genaue Spezifizierung der GENAUEN Stärke immer mehr geschätzt und hochgerechnet. Diese Ergebnisse werden dann anscheinend von dem Institut gesammelt und gemittelt.
Das Mitteln an sich ist schon schwierig, denn die Richterskala ist logarithmisch, d.h. je stärker die Schwinggeschwindigkeit ist (oder was auch immer die da messen), der Funktionswert an der Stelle steigt aber exponentiell. Das heißt, wenn z.B. jemand sagt... oh... das fühlt sich aber doppelt so stark an, wie beim letzten Mal... dann müsste das eigentlich 7.38 mal so stark gewesen sein (wegen exp(2)). Von daher muss man sich schon recht gut überlegen wie man da ein allgemein gültiges Ergebnis errechnen will, ausgehend von den geschätzten Roh-Daten. Dass dann von diesem zentralen (sammelnden) Institut ein höheres Ergebnis rauskommt, wie bei einem einzelnen, ist dann ja wohl klar. Aber wenn man dann das Institut als Lügenbarometer bezeichnet... naja... da lehnt man sich schon sehr weit aus dem Fenster...
So traurig die Sache ist... in einer Fantasiewelt oder im finsteren Mittelalter leben wir leider noch nicht :)
Aber seid doch mal froh... Wären wir in den USA, hätte der Präsident die Erderschütterungen auf den Willen des Lieben Gottes geschoben, aber Gott sei dank leben wir in einer von wissenschaftlichen Fakten stark durchdrungenen Gesellschaft... oder etwa nicht ? ^^
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen